Lebensbuch-Interview mit Sali

Lebensbuchautorin Sali:

„Erst durch das Buch bin ich darauf gekommen, davon zu erzählen“

Du hast für Deinen Sohn Deine Geschichte aufgeschrieben. Wie hast du von dem Projekt „Geschichten, die Mut machen“ erfahren?

Sali: Ich habe von dem Projekt über die Klassenlehrerin meines Sohnes (11 Jahre) und durch eine Elternsprecherin erfahren. Für mich war die Idee, ein Buch für meinen Sohn zu schreiben neu, ich hatte davon noch nichts gehört. Inzwischen habe ich mir das Buch mit ihm zusammen schon oft angesehen und seinem kleinen Bruder daraus vorgelesen. Ich habe außerdem meiner Mutter und meiner Freundin ein Exemplar davon geschenkt.

Als das Buch fertig war, sagtest du spontan: Ich wusste gar nicht, dass ich so viel zu erzählen habe.

Sali: Nein, das wusste ich nicht. Das Leben ist eine Geschichte. Und mein Leben war nicht immer so einfach. Das Schöne an dem Buch ist, es steht nichts drin, das jemanden verletzen könnte. Natürlich gibt es Dinge, die ich nicht veröffentlichen und in einem Büchlein für die Kinder schreiben würde. Das tut mir nicht gut und das tut ihnen auch nicht gut.

So wie das Buch ist, ist es gut für meinen Sohn. Er braucht sich nicht zu schämen. Er hat es gelesen und es ist alles für ihn verständlich. –

Ich finde toll, was ich jetzt erreicht habe und eine Familie mit zwei Kindern habe. Obwohl mir in der Kindheit auch etwas gefehlt hat. Es war eine schöne Kindheit, aber auch eine schwere Kindheit, ohne Vater aufzuwachsen. Er fehlte mir, trotz allem. Umso schöner ist es, dieses Buch mit meiner Geschichte an meinen Sohn weiterzugeben.

Hast du den Eindruck, dein Sohn weiß jetzt mehr über seine Familie und dich als vorher?

Sali: Vieles wusste er, aber vieles auch nicht. Das mit meinem Vater hatte ich nie so genau erzählt. Es kommt im Buch nur am Rande zur Sprache. Sie wussten nur, Oma und Opa sind geschieden, mehr nicht. Kinder können das auch noch nicht alles verstehen, aber wir haben jetzt mehr geredet und sie verstehen es besser.

Gibt es noch andere Reaktionen, die du von deinem Sohn in Bezug auf das Buch erhältst?

Sali: Er ist sehr stolz auf das Buch. Er meinte auch, er bekommt viele Stärken von mir, und das braucht er auch. Schön war auch, als er letztens sagte, wir haben heute die Geschichte mit dem Propheten Ibrahim und den Vögeln gehört. Ich hatte die Geschichte in meinem Buch aufgeschrieben, weil ich sie früher in meiner Schulzeit gehört hatte. Er sagte: „Mama, das hast du auch gelernt,“ das war schön. Er wusste vorher gar nicht so viel von meiner Schulzeit in Dubai, wo ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe, also nicht im Detail. Ich hatte einfach nicht gedacht, dass das interessant sein könnte. Ich war dort auf einer französischen Schule. Erst durch das Buch bin ich darauf gekommen, davon zu erzählen.

Wie waren die Reaktionen von anderen, die du erhalten hast?

Sali: Das war wirklich ganz besonders für mich. Ich habe es meiner Mutter zum arabischen Muttertag am 21. März geschenkt. Sie kann Deutsch lesen und versteht es gut. Sie hat sich riesig gefreut und hat geweint, als sie es gelesen hat. Sie liebt das Buch. In dem Buch kommt zum Ausdruck, wie wichtig sie für mich ist. Darüber spricht man nicht jeden Tag. Ich äußere mich vielleicht ab und zu und umarme sie oder sage zu bestimmten Anlässen, ich liebe dich, wenn sie krank ist oder wenn es ihr schlecht geht. Das Buch hat sie sehr bewegt. –

Für meine beste Freundin war es eine schöne Überraschung, und sie hat sich auch sehr gefreut. Sie war wirklich sehr beeindruckt. Als meine anderen Freundinnen davon hörten, fragten sich mich: „Darf ich mir das Buch mal ausleihen?“ Sie haben nicht einfach nur darin herumgeblättert und die Bilder angeschaut, sie wollten es wirklich in Ruhe zuhause lesen. Und ich habe es ihnen erlaubt. Es gab so viel Interesse! Damit hatte ich gar nicht gerechnet. Viele wollen jetzt auch so ein Büchlein machen.

Der Name der Autorin wurde auf Wunsch geändert. Das Interview wurde von Isabel Morgenstern geführt.

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