Projekt Lebensbuch für Kinder und Jugendliche

Lebensbücher – Ein Projekt an Berliner Schulen

Zwischen 2008 und 2015 haben wir an mehreren Berliner Schulen das Projekt Lebensbuch durchgeführt. Dazu gehörten Grundschulen und weiterführende Schulen mit Kindern und Jugendlichen aus den Klassenstufen 4-8. Unser erster Projektpartner war die Hedwig-Dohm-Oberschule in Moabit. Aus der Arbeit mit den Schüler*innen entstand schließlich unsere erste Veröffentlichung . Diese erschien 2011 zunächst bei unserem Verein und noch im selben Jahr beim Verlag an der Ruhr.

Inzwischen geben wir die Methode seit zehn Jahren an Lehrer*innen und Fachkräfte aus den Bereichen Erziehung, Bildung, Familienhilfe, Soziale Arbeit u.a. weiter. Schulfächer und Bildungsbereiche, die sich für das Erstellen von Lebensbüchern eignen, sind u.a.

  • Deutsch
  • Sprachunterricht
  • Ethik
  • Lebenskunde
  • Soziales Lernen
  • Bildende Kunst
  • Medienpädagogik

Was ist ein Lebensbuch?

Lebensbücher sind eine Methode der Biografiearbeit, in denen die eigene Person und Aspekte der eigenen Geschichte mit verschiedenen kreativen Mitteln dargestellt und reflektiert wird. Die Jugendlichen sind dabei Autor*innen ihres eigenen Buches. Das Buch ist in drei Themenbereiche untergliedert:

  • Das bin ich!
  • Meine Familie und meine Herkunft
  • Das wünsche ich mir für die Zukunft

Die Jugendlichen werden bei der Gestaltung des Buches angeleitet, sodass ein Reflexionsprozess in Gang gesetzt wird, der über die eigene Person hinausreicht: Sie erfahren mehr über sich selbst, aber auch über ihre Mitschüler*innen und deren Hintergrund. Dabei entstehen Anlässe, sich auszutauschen, z.B. „Was ist eine ‚richtige‘ Familie und wer gehört dazu?“, „Kann man gleichzeitig türkisch/ griechisch/ arabisch … und deutsch sein?“ und vieles andere mehr.

Jede*r Jugendliche hat am Ende ein eigenes Buch erstellt, in dem

  • Fotos
  • Kurzportraits
  • eigene Texte
  • Gedichte
  • Briefe
  • ausgefüllte Fragebögen
  • selbst gemalte Bilder
  • Collagen

enthalten sind. Die Seiten werden in einem Ordner zusammengefasst, der von außen als Bucheinband gestaltet wird. Das Buch ist das Eigentum der Autor*innen und kann jederzeit erweitert werden.

Herkunft der Methode Lebensbuch

Die Idee der Lebensbücher stammt aus der Kinder- und Jugendhilfe, wo sie im Rahmen der Biografiearbeit eine Methode darstellt, Pflege- und Adoptivkindern bei der Bewältigung schwieriger Lebensübergänge zu helfen. Wir lehnen uns in unserer Arbeit vor allem an die Vorgehensweise von Birgit Lattschar und Irmela Wiemann an. Ihr Konzept, aus dem wir grundlegende Richtlinien und Bestandteile übernommen haben, war Ausgangspunkt für die Entwicklung unseres niedrigschwelligen Ansatzes für den Schulunterricht und die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit. Dabei liegt unserer besonderer Schwerpunkt auf der Stärkung der Ressourcen aller Beteiligten bzw. der Resilienzförderung.

Ziele und Funktionen unserer Lebensbucharbeit

  • Persönlichkeitsbildung, Stärkung des Selbstgefühls
  • Entwicklung der Fähigkeit zur Selbstreflexion
  • Fördern von Kreativität und Lebensfreude
  • Bewusstmachen von Gestaltungsmöglichkeiten im eigenen Lebensumfeld
  • Möglichkeiten der positiven Beziehungsgestaltung schaffen
  • Stabilisierung der Jugendlichen bei entwicklungsbedingten Übergängen
  • Vielfalt respektieren
  • Vermittlung demokratischer Grundwerte 

Rahmenbedingungen und ethische Standards

Voraussetzung für die Durchführung von Lebensbuchprojekten ist das Einhalten bestimmter ethischer Standards, wie sie auch Fachverbände zur Biografiearbeit fordern. Dazu gehören insbesondere

  • Freiwilligkeit
  • Transparenz
  • Vertraulichkeit
  • Zuverlässigkeit
  • Sensitivität
  • Ressourcenorientierung
  • Traumasensibilität
  • Selbstreflexivität der Durchführenden.

Was dies im Einzelnen bedeutet, vermitteln wir in unseren Weiterbildungen und Workshops. Grundsätzlich betrachten wir Biografiearbeit als einen Baustein in einem umfassenden Erziehungskonzept. Sie kann Kindern und Jugendlichen dabei helfen, ihre eigene Person mit ihren verschiedenen Facetten besser kennenzulernen und sich diesbezüglich besser zu artikulieren. Gleichzeitig hat die Methode ihre Grenzen – auch darauf weisen wir in unseren Weiterbildungen und Materialien hin. So kann und darf Biografiearbeit z.B. keine notwendige Psychotherapie ersetzen. Da wir besonders niedrigschwellig und ressourcenorientiert vorgehen, besteht das Ziel unserer Arbeit in der Stabilisierung der Jugendlichen und nicht in der gezielten Konfrontation mit Lebensproblemen. Die Einhaltung ethischer Rahmenbedingungen – gerade wenn Biografiearbeit in einen institutionellen Rahmen eingebunden ist – muss durch die Professionalität der Durchführenden gewährleistet werden.

Haben Sie Fragen, Anregungen oder Interesse an einer Weiterbildung? Nehmen Sie Kontakt mit uns auf: info@memory-werkstatt.de

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